Samstag, 7. Februar 2015

Das Schlimmste

Heute musste ich das Schlimmste tun, was man sich als Hühnermama vorstellen kann. Ich musste ein Küken töten. Zwei Küken. Man nennt es in Halterkreisen euphemistisch "erlösen". Aber die Wahrheit ist, dass man ein Tierlein tötet. Und zwar, weil es nicht anders geht, weil es keine Chance mehr gibt, weil man spürt, dass da keine Kraft mehr ist und dass das Kleine leidet. Das erste Küken hat es nicht geschafft - es hat seit drei Tagen gepiepst, wir haben gekämpft!
Ich habe ihm frischen Dotter mit Vitaminen gefüttert, es gestern Abend auf meiner Kehle gewärmt, in meinen BH gesteckt, es gestreichelt und dann, als es ruhiger zu werden schien, etwas abseits von den anderen in einem Playmobilgehege unter die Kunstglucke gelegt. Heute früh lag es da immer noch, allein. Und ich fühlte mich schlecht. Vor allem, als alle anderen Küken so lustig herumsprangen.





Kurz nachdem ich vom Arbeiten heim kam, bin ich hoch - und es lagen die beiden anderen Küken, reine Ayam Cemanis, schwe atmend, müde, leise piepsend und ganz flach am Boden. Auch mein Locken weckte sie nicht wirklich auf.


Ich hatte zuerst darüber nachgedacht, zum Tierarzt zu fahren, als die beiden Winzlinge da halbtot unter der Kunstglucke lagen. Aber sie hatten sich dann in meine Hand gekuschelt, und die Vorstellung, sie bis zum Einschläfern nochmal in eine Kiste in die Kälte legen zu müssen, sie ihrer Angst zu überlassen, das habe ich nicht ausgehalten.

Die Alternative, die beiden mit CO² über die sogenannte Regenbogenbrücke zu schicken, schien mir irgendwie ebenso grausam. Ersticken. In einem kalten Glas. 

Was macht ein Mensch, dem das Schlimmste ist, dass Tiere sinnlos leiden? Wenn ich es sehe?  Wie weit kann ich gehen, was mir selbst zumuten? Ist meine Seele zerbrechlich, so wie das Tier? Das Tier in meiner Hand, das mir vertraut. Warten? Wie kann ich das, nur, um mich selbst nicht schlecht fühlen zu müssen? Ist das human?  Was ist richtig? was, wenn es schief geht? Dann muss ich nochmal, dann habe ich keine Wahl mehr - warten ausgeschlossen.

Und so kam es, dass ich heute das erste Mal in meinem Leben ein Tier, dem ich das Leben quasi gegeben habe, und das "seine Zeit" in meinen Augen noch nicht hatte, töten musste. Eben zwei....

Zucht, Leben geben, Gott spielen....
...spielen. Nein, ein Spiel war das nicht. Es war furchtbar. Aber sie hatten keine Angst. Nur ich, ich bin sehr, sehr traurig, zu wissen, dass meine Hände töten können.

Das war der Kleine, der erstickte....

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